mamablogger prügeln sich

Im Moment wird sich in Mammabloggerhausen ganz schön viel geprügelt. Passiert wohl immer mal wieder, dass Säue durchs Internet getrieben werden. Ich las davon. Das alles wird zu Zeit bestimmt nicht nur mir in meine Bloggerblasen-Timeline gespült, sondern sicherlich auch einigen von euch. Alle plötzlich gegeneinander, nicht mehr miteinander. Nur stillende, bedürfnis- und bindungsorientierte Mamas sind richtig gute Mamas und wenn dein Kind ganz gerne im Kinderwagen gefahren wird und du es nicht in einem wirklich guten Tragetuch umherschleppst, bist du direkt raus. Sowieso, wenn du nach einem Jahr Elternzeit wieder arbeitest und nicht zu Hause bleibst. Wenn dein Kind in die KiTa geht und du nicht selbstbetreust. Oder eben andersrum. Ebenso, wenn du erziehst und öffentlich zugibst, nicht immer und in jedem Augenblick in Beziehung gehen zu können, sondern auch manchmal ausgelaugt bist. Auf den Mamablogs und ihren Kommentaren geht es um High Need Kinder, ob es sie wirklich gibt oder die Bezeichnung doch eher nur eine Modeerscheinung arg gestresster Muttis ist. In einem Atemzug wird dann gerne auch die ADHS-Symptomatik erwähnt, Berichte dazu verlinkt. Dann kamen Beiträge zum Thema Depression. Wer ist hier bitte depressiv und wer nicht? Wer kennt sich aus, wer (scheinbar) nicht. Es wird draufgehauen, gelästert, aufgemischt. Viele melden sich zu Wort. Die einen dafür, andere natürlich dagegen. Einige fühlen sich durch die niedergeschriebenen Worte (oft zurecht!) gekränkt, manche werden sogar direkt angegriffen. Man bezieht Stellung, nimmt Bezug aufeinander oder schreibt um den heißen Brei herum. Trotzdem checkt dann aber jeder Leser sofort, worum (oder um welchen Blogbeitrag) es diesmal geht. Das Internet ist eben doch klein. Mamabloggerhausen erst recht. Der echte Windelvergleich ganz ohne Werbung, Kooperation und Sponsoring machte nun auch die Runde. Eine Mama, die nicht lüge, deren Meinung nicht gekauft sei, wie so viele andere. Dabei werden dann die Blogger durch den Kakao gezogen, die Kooperationen eingehen und ihre Leserschaft ohnehin anschummeln, um die fette Kohle abzukassieren. Und zuletzt schrieb eine Mama, dass sie traurig über das Geschlecht ihres ungeborenen Babys sei und wird danach richtig übel beleidigt und beschimpft, fast schon mit bitterbösen Mails gestalked. Unfassbar! Es schreibt jemand über seine ganz persönlichen Gefühle, über die eigentlich kein anderer urteilen kann und wird derart ge-bashed (online verprügelt), dass ich lieber weggeklickt habe. Ist mir echt zu krass und zu aggressiv, Leute.

Die größeren Mamablogs halten sich weitestgehend ganz raus. Ich wollte das auch eigentlich lieber machen, denn es polarisiert ja auch total. Bei vielen dieser Beiträge habe ich entweder nickend zugestimmt oder sogar auch geschrieben, was ich gedacht habe. Manchmal habe ich aber auch lieber wieder weggeklickt, weil mich am Beitrag irgendetwas genervt oder gestört hat. Vielleicht hat es auch in mir ganz persönlich etwas ausgelöst und ich habe mich angegriffen gefühlt. Will ich doch etwas schreiben, versuche ich gerade dann in meinen Kommentaren sachlich und freundlich zu bleiben. Falls ich spüre, dass ich das nicht kann, dann kommentiere ich nicht. Ich möchte nämlich niemanden verletzten, kränken oder verurteilen, nur weil er anders gedenkt und fühlt als ich.

Egal, was du machst, sagst oder schreibst, du wirst in eine Schublade gesteckt und verurteilt, zumindestens aber beurteilt. Meistens von deinen Blogger-“Kollegen”, denn sie kennen sich ja nunmal auch aus. Vielleicht besser, vielleicht aber auch nicht. Man muss sich eben überlegen, wer man sein will, wen man darstellen will, wenn man online ist. Je mehr man von sich und seinem realen Leben mitteilt, desto angreifbarer macht man sich. Man trifft auf Menschen, die es in ihrem Leben eben anders machen. Anders, aber trotzdem nicht unbedingt besser oder schlechter – einfach nur anders. Sie sind andere Menschen mit anderen Ansichten, anderen Lebensentwürfen und Lebensgeschichten, anderen Gedanken und anderen Gefühlen. Alles hat seine Berechtigung. „Open minded“ fängtda an, wo man Seins  trotzdem nicht als Non-Plus-Ultra verkauft, sondern dem Anderssein und Andersmachen ebenfalls gleichwertigen Raum gibt. Raum zu existieren. Dazu passt ein Artikel, den ich vor mehr als einem Jahr hier gepostet habe. Wen es interessiert, liest “Wer bin ich, wenn ich online bin?” nochmal nach. Gute Nacht!

7 Comments

  • Ich sehe mittlerweile bei solchen Themen wirklich gezielt weg. Das Leben ist zu kurz. Das Leben ist zu schön. Die Zeit ist viel zu schade für solchen Kram. VIEL zu wertvoll.

    Jeder hat ein Recht auf seine Meinung und niemand das Recht, ihn dafür zu verurteilen.

  • Oh oh oh was bin ich dankbar für diesen Beitrag. Oft frage ich mich, was eigentlich wirklich hinter solchen Anfeindungen steckt. Neid? Missgunst? Oder gescheit darüber, andere nieder zu machen? Wie sagte Klopfer von Bambi so schön: Wenn man nichts nettes zu sagen hat, soll man den Mund halten. Tja, macht nur keiner

  • Ich habe wieder mal nichts mitgekriegt- es lebe die analoge Welt, mein Trostort und Unterschlupf, Rückzugsort und magisches echtes Leben. Diesmal bin ich direkt froh, dass ich gerade keien Zeit fürs Internet habe – Inter-nett – könnte man schreiben für nette Interaktion mit anderen – und dieses hehre Ziel driftet leider immer mehr ins Unerreichbare ab. Wie schade, dabei könnten wir es doch alle so nett miteinander haben! Da hilft wirklich nur ausblenden und sich an den “Lieben” orientieren, davon gibt es zum Glück auch genug!

  • Ich krieg mal wieder nichts mit Aber ich kann nur behaupten, dass es nicht überall so ist. Seid Anfang des Jahres haben sich ein paar Bloggerinnen entschlossen mehr miteinander statt gegeneinander zu machen und das klappt hervorragend und macht richtig Spaß. Ist halt immer eine Frage der richtigen Filterblase 😉

    Ich freue mich auf den 28. und ein Pläuschchen mit dir 🙂

    Liebe Grüße

    Sarah

  • Ich lese das auch alles und bin wieder daran bestätigt “zu viele Frauen auf einem Haufen ergeben immer nur Stunk”! Ganz furchtbar das man nicht einfach andere Denkweisen akzeptieren kann oder sie zumindest einfach überliest…!

  • Herrlich! Super auf den Punkt gebracht. Ich bekam letztens auch eine vielbesagte Mail mit der Betreffzeile “Feedback”. War natürlich ganz neugierig, aber bereits nach dem ersten Satz wusste ich: Oh, je hättest du bloß nicht weitergelesen … Ich wurde als frustriert, depressiv, überfordert & naiv bezeichnet. Außerdem würde mein eigenes Selbstbild nicht stimmen, mein Sohn hätte jetzt nur eine trotzige Phase, weil wir immer so viel rumreisen, ich würde meine Routine hassen und und und … war schon ganz schön heftig, denn schließlich bin ich Frau – und wir Frauen nehmen uns ja Kritik öfters sehr zu Herzen. Und natürlich hat es mich getroffen, dass es da draußen eine Leserin gibt, die meinen Blog so gar nicht mag. Ich habe die Mail dazu genutzt, um mal über mich & meinen Blog zu reflektieren. Und dann bin ich zu dem Entschluss gekommen: Ich mache genau so weiter wie bis jetzt. Denn mein Familienleben ist sehr weit vom perfekt Sein entfernt. Und das ist auch gut so 😉 Und außerdem bekomme ich genügend positive Mails, Kommentare etc. die meinen Blog mögen. Definitiv spornt mich diese Zustimmung an, weiterhin jede Minute meiner Freizeit in meinen Blog zu investieren … Liebe Grüße Gabriela

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