ALLTAGSGESCHICHTE Vor ein paar Wochen hatte ich euch erzählt, dass unsere Frieda wahrscheinlich zu den besonders empfindsamen, hochsensiblen kleinen Menschen zählen könnte. Es war nur ein leiser Verdacht. Ich war mir überhaupt nicht sicher. Einige von euch haben mich, nachdem sie verschiedene Beiträge über unsere Frieda hier auf dem Blog gelesen hatten, erst auf eine mögliche Hochsensibilität unserer Tochter gebracht. Ich selbst wäre darauf gar nicht gekommen, weil mir Hochsensibilität bisher gar nicht so geläufig war. An dieser Stelle danke ich euch aber von ganzem Herzen für die vielen sehr persönlichen Nachrichten, Mails und Kommentare auf meinen Blogbeitrag “Ist mein Kind etwa hochsensibel?“. Sie haben mir unglaublich gut getan und mir zum Teil die Skepsis, die Unsicherheit und die Angst vor der “Schublade” Hochsensibilität genommen. Außerdem habe ich tolle Buchtipps erhalten. Ich denke, viele von euch sind deshalb besonders gespannt, wie es bei uns weiterging und weitergeht. Bringt uns nun das Wissen um die Gründe der gesellschaftlich weniger anerkannten Denk- und Verhaltensweisen unserer Tochter weiter?
erstmal Bücher über hochsensibilität
Klar ist, es ändert sich nichts und irgendwie doch ganz viel. Ich lese mich gerade eifrig in das Thema Hochsensibilität ein. Ich greife eigentlich in jeder freien Minute des Tages zu einem meiner neuen Bücher. Obwohl ich abends todmüde bin, lese ich immer weiter und weiter. Ich sauge alles auf. Inzwischen habe ich einen ganzen Stapel toller Ratgeber, die ich euch in einem gesammelten Beitrag ganz bald näher vorstellen möchte. Ich bin mir mittlerweile total sicher, dass unsere Frieda zu den 15-20% sehr empfindsamen Menschen unserer Gesellschaft gehört. Gleichzeitig merke ich aber auch, dass wir durch unseren sehr bedürfnisorientierten Umgang, den Begegnungen auf Augenhöhe und mit unserem ganz einfachen Bauchgefühl in Sachen Beziehung und Erziehung schon ziemlich viel richtig (damit meine ich für hochsensible Kinder entgegenkommend, entsprechend und passend) gelebt haben und leben. Ich spüre, dass wir gar nicht viel oder sogar gar nichts im Umgang mit unserem Mini-Menschen-Mädchen verändern müssen und werden.
Hochsensibilität beim Kita-Kind
Hochsensibilität betrifft mehr Menschen, als man denkt. Viele Eltern sind unsicher. Sie haben Angst vor einem Negativ-Stempel oder sogar vor Ausgrenzung in der Kita oder Schule. Sehr wenige Eltern äußern sich aus diesem Grund öffentlich oder bei Erziehern und Lehrern über die Hochsensibilität ihrer Kinder. Sie könnten ja als Helikoptereltern gelten. Ganz ehrlich? Diese Gedanken begleiteten mich auch ein kleines bißchen, aber dann kam das Entwicklungsgespräch in der Kita und ich traute mich. Auf das Entwicklungsgespräch hatte ich mich ja sehr gefreut. Ich war so neugierig, wie das Kontakt- und Konfliktverhalten unserer Frieda in der Gruppe ist und wie die Erzieher unsere Frieda so einschätzen und sehen. Sie haben zwar nicht den Begriff “hochsensibel” benutzt, aber sie beschrieben in unserem Gespräch ziemlich deutlich ein HochSensiblesKind – unsere Frieda. Frieda ist sehr angepasst, hält sich an die Regeln des Zusammenlebens. Sie spielt eher mit Einzelnen als in der Gruppe, nimmt sich aber auch gerne Auszeiten alleine. Frieda liebt ruhige Spiele, das Basteln, Malen oder Lesen. Sie beschäftigt sich am liebsten mit Zahlen und Buchstaben und hat einen großen Wortschatz. “Manchmal denke ich, dass ich gerade wie mit einem Erwachsenen spreche”, äußerte mir gegenüber eine Erzieherin im Gespräch und lächelte. Wir lächelten beide, weil wir uns verstehen. Mir geht es auch oft so und unsere Frieda braucht diese Form der Ansprache und Kommunikation. Frieda zeigt sich als sehr emphatisch und hilfsbereit. Mittlerweile (nach mehr als einem Jahr) traut sich unser Mini-Menschen-Mädchen viel mehr zu, löst sich von ihren engen Bindungspersonen, agiert freier und benötigt weniger Begleitung. Frieda hat gelernt, sich in der Welt der nicht-sensiblen Kinder lauter für sich selbst einzusetzen. Wird sie gehauen oder geschubst ruft sie unüberhörbar “NEIN, lass das. Nicht schubsen.” Noch nie hat sie sich körperlich gewehrt, zeigt sich dennoch sehr selbstbewusst und stark. Unser kleines, tolles Mädchen. Wir sind trotzdem froh, dass sie noch bis zum nächsten Sommer in dieser kleineren U3-Gruppe bleiben kann. Erst mit 3 1/2 Jahren wird sie dann in eine größere Gruppe wechseln. Da sie lediglich innerhalb der KiTa wechselt, sie schon jetzt Kontakte zu den “größeren” Gruppen hat und ihre Eingewöhnung ganz langsam erfolgen kann, bin ich sehr beruhigt. Das kommt ihrem hochsensitiven Wesen nämlich sehr entgegen. Frieda fühlt sich in der Kita sichtlich wohl, aufgehoben und sicher. Das ist toll und war vor über einem Jahr noch gar nicht durchgehend der Fall.
Mut zur Hochsensibilität
Im Entwicklungsgespräch mit den Erzieherinnen aus Friedas KiTa-Gruppe habe ich meinen Verdacht der Hochsensibilität unserer Tochter angesprochen. Hier erhielt ich daraufhin keine doofe Reaktion, sondern sie schienen meine Gedanken dazu sehr ernst zu nehmen, obgleich sie sich bisher mit den Denk- und Verhaltensweisen von hochsensiblen Mini-Menschen sicherlich nicht intensiv auseinandergesetzt haben. Auch in Gesprächen mit unterschiedlichen Menschen habe ich es “hier und da” schon einmal erwähnt. Viele Leute kennen Hochsensibilität gar nicht, andere schmunzeln und machen sich zum Teil sogar etwas lächerlich. Wieder andere diskutieren. Aus diesem Grund sollte man natürlich immer gucken, ob der Gegenüber wirklich offen für diese besonders schöne Form der Andersartigkeit ist. Ich möchte dennoch ein bißchen Mut machen, dass sich mehr Eltern hochsensibler Kinder öffnen und vor allem auch mit nicht-sensiblen Menschen darüber sprechen.
Habt ihr den Erziehern oder den Lehrern eurer Kinder von der Hochsensibilität erzählt? Wie haben sie reagiert? Ich würde mich über einen Austausch mit euch freuen. Falls ihr (aus persönlichen Gründen) keine Kommentare hier oder bei Facebook schreiben wollt, ich antworte auch sehr gerne auf Mails und Nachrichten. Das klappt dann zwar nicht immer so ganz schnell wie auf den Socialmedia-Kanälen, aber ich schreibe. Versprochen!
Die Merkmale deiner Tochter, die du anführst, passen auch alle haargenau auf einen stinknormalen introvertierten Menschen. Wo ist da jetzt der Unterschied zum Hsp? Kann ich nicht erkennen…aber es ist sicher nicht jeder Intro Hsp…
Liebe Heidi,
dein Kommentar kommt bei mir (leider) so an, als würdest du meine Gedanken zur möglichen Hochsensibilität falsch finden und etwas belächeln. Vielleicht verstehe ich ihn aber auch nur so und deine Anmerkung ist durchaus ernst gemeint, weil dir der Unterschied zu HochSensiblenPersonen und “stinknormalen introvertierten” Menschen nicht klar ist? Um den Kommentar zu deuten fehlt mir wahrscheinlich die Gestik und Mimik.
Ja, vielleicht ist unsere Frieda einfach nur ein sehr introvertierter kleiner Mensch und gar kein HSK. Vielleicht sind auch alle Menschen mit diesen Merkmalen einfach ganz normal-introvertiert. Möglich! Nicht ohne Grund schreibe ich in diesem Beitrag und im vorherigen Artikel über das hochsensible Wesen im Konjunktiv. Für mich fühlt es sich aber einfach sinnvoll, wichtig und richtig an, sich Gedanken zu machen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen (egal, wie man es nun nennt), Erfahrungen mit anderen auszutauschen und sein eigenes Erziehungs- und Beziehungsverhalten zu reflektieren und ggf. etwas zu verändern. Das trifft natürlich nicht nur auf die besondere Empfindsamkeit unserer Tochter zu, sondern lässt sich auch auf andere Bereiche des Lebens übertragen. Diese Gedanken zu unterschiedlichen Themen teile ich dann mit anderen Menschen auf meinem Blog. Das ist ja der Sinn eines Blogs. Meine Beiträge, insbesondere die über das sensitive Wesen unserer Frieda, können niemals alle Facetten und bemerkenswerten Denk- und Verhaltensweisen bis ins kleinste Detail beschreiben, so dass auch du vielleicht zu dem Schluss kommen könntest, dass Frieda ein HochSensiblesKind sein könnte, wenn du sie persönlich kennen würdest. Keine Ahnung.
Ich würde mich sehr über eine Antwort von dir freuen. Vielleicht magst du mir erklären, was genau dich stört? Ist es nicht im Grunde egal, wie man das “Kind” nennt?
Liebe Grüße aus Köln, Julia mit Frieda
Ja, ich habe es bei der Einschulung im Kindergarten auf die Anmeldung geschrieben bei “Sonstiges” 😉 Und es wurde sehr gut angenommen von unserer Kindergärtnerin, sprich, sie sagte, sie sei auch hs 🙂 Ich glaube, ich habe es auch in der Schule erwähnt, in der Kita damals nicht, aber da spricht man per se oft und viel beim Abgeben und -holen über die Kinder…
Wie schön von so einem Entwicklungsgespräch zu lesen!!! Wenn Erzieherin und Mutter zusammen für das Kind arbeiten, denken, handeln, dann kann eine tolle Energie entstehen. Ich finde es sehr mutig, dass du die mögliche Hochsensibilität deiner Tochter angesprochen hast. Leider ist das Thema in Kitas und Schulen noch nicht richtig angekommen. Und es erleichtert mein Herz, als Erzieherin, dass die Erzieherin deines Kindes darauf so positiv reagiert hat. Egal, ob man es Hochsensibilität nennt, oder nicht. Wenn die Beschreibungen des Kindes sich so ähneln, ist das schon mal eine gute gemeinsame Basis, um das Kind einfühlsam begleiten zu können.
Liebe Grüße
Verena