langeweile – fluch und segen

langeweile2ALLTAGSGESCHICHTE Die Ferien haben begonnen und unser Alltag ist schlagartig wunderbar anders. Wie sonst nur am Wochenende liegen wir in den Ferien morgens meistens noch länger kuschelnd im Bett, erzählen, hören oder spielen und stehen irgendwann entspannt auf. Wir holen Brötchen, frühstücken gemütlich und trödeln so in den Tag hinein. Wir schauen nicht ständig auf die Uhr, müssen keinen Bus kriegen, planen nur ganz wenig, leben viel lieber in den Tag hinein und entscheiden oft spontan. Obgleich wir in unserem Arbeits- und KiTa-Alltag auch auf ausreichend Ruhepausen achten und tatsächlich an Nachmittagen nur sehr wenige feste Termine haben, sind die Ferien natürlich nochmal spürbar anders. Total entschleunigt und es kommt noch viel häufiger als sonst zu Langeweile.

kinder brauchen auch mal langeweile

langeweile1Klar, Langeweile gibt es bei uns natürlich nicht nur in den Ferien. Doch wenn wir an manchen Tagen zu Hause und eher planlos sind, kommt sie eben häufiger vor. Ich mag Langeweile und habe ganz und gar nichts an ihr auszusetzen. Nein, wir haben nicht jederzeit irgendwelche Beschäftigungen parat oder organisieren noch schnell Treffen mit anderen Kindern, damit bloß keine  Langeweile aufkommt. Ganz im Gegenteil. Wenn wir nämlich ohne Pläne sind, nicht so recht wissen, was wir machen wollen, gegen Mittag dann alles Spielzeug durchgespielt und diverse Bücher gelesen sind, setzt Langeweile beim Kind und bei uns Erwachsenen auch gerne mal neue Energien frei. Ja, die Langeweile auszuhalten ist nicht immer so einfach. Man ist eben viel mehr im Hier und Jetzt, kann nichts so wirklich ausblenden oder verdrängen. Man ist mit sich selbst bei sich selbst und auch wenn man sich gemeinsam langweilt, kramt ja jeder für sich in seinem eigenen Inneren herum. Im Anschluss an diese umtreibende Phase aber, werden wir aktiv, haben plötzlich richtig coole Ideen und lassen unserer Kreativität freien Lauf. “Ich hab’ da eine Idee” bekommt in unseren Ferien immer nochmal eine ganz neue Bedeutung. Am liebsten sitzt unsere Frieda mittlerweile an ihrem Schreibtisch und malt, bastelt, schneidet, stempelt und klebt. Ausdauernd und mit viel Glitzer. Sie bastelt dann im Flow sozusagen. Ich bewundere das sehr.

Langeweile sollte Begleitet werden

Sich zu langweilen ist also ein Segen und führt zur wahren freien Entfaltung. Da sind sich nicht nur Fachleute, sondern auch viele Eltern einig. Die schönsten Spielwelten entstehen meistens nach einer Phase der Langeweile. Natürlich lassen auch wir unsere Frieda gerne einige Zeit alleine in ihrem Zimmer tüddeln und werken, spielen und basteln. Vor allem dann, wenn sie ein Alleinsein deutlich einfordert und das tut sie neuerdings immer öfter. Nicht immer hat Langeweile aber Kreativität und einen Spielflow zur Folge. Langeweile kann auch schnell mal kippen und zu einem Fluch werden. Nämlich dann, wenn sie destruktiv wird. Das endet dann meistens in eher unschönen Dingen. Manche Kinder bringen stellen dann alles auf den Kopf oder werden sogar zerstörerisch. Frieda kommt dann schon mal auf die doofe Idee den schlafenden Hund zu wecken ihn zu kitzeln oder ihn mit Leckerlies (ohne Rücksicht auf sein gehobenes Alter) durch die Wohnung zu jagen. Destruktive Langeweile kann vor allem dann entstehen, wenn Mini-Menschen-Kinder längere Zeit komplett auf sich gestellt sind und aus ihrer Langeweile nicht mehr ohne Unterstützung herausfinden. Sich langweilende Kinder brauchen nicht zwangsläufig irgendwelche Ideen für Aktivitäten, meistens reicht schon die Anwesenheit einer Bindungsperson, um sich  konstruktiv langweilen zu können. Einfach anwesend und ansprechbar sein, daneben sitzen und still beobachten. Und wenn es doch mal zu einer destruktiven Langeweile kommt, reicht (wie so oft) eine bedürfnisorientierte Begleitung.

2 Comments

  • Mein 5-jähriger Sohn kommt mit Langweile leider so gar nicht klar. Dabei ist es nicht meine Aufgabe, ihn 24 Stunden am Tag zu bespaßen. Kinder müssen sich auch selbst beschäftigen können. Wir üben noch
    LG Anke

  • Wir sind Profis in Langeweile   Kindergartenfrei und so. Aber meistens klappt es dann dass die Kinder miteinander spielen… LG Frida

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