regenbogenbrücke und himmel

ALLTAGSGESCHICHTE Täglich finden wir tote Käfer oder sehen eine Spinne, die ihre Fäden gerade um eine Fliege spinnt. An einer stark befahrenen Straße liegt ein totes Kaninchen und am Meer ein angespülter Fisch. Die Vergänglichkeit alles Lebendigen ist allgegenwärtig – immer und überall. Auch, wenn die Familie gerade keinen akuten Verlust eines Familienmitglieds oder eines Haustiers zu beklagen hat, beschäftigt das Thema Tod unsere Mini-Menschen sehr. Gerade Kinder ab 3 stellen immer wieder die große Fragen. Der Tod ist eben ein Teil unseres Lebens, auch wenn es sich für viele Erwachsene irgendwie wie ein Tabu anfühlt. Erst recht mit Kindern. Man will sie vielleicht schützen und nicht belasten oder man traut sich, aus unterschiedlichen Gründen, selbst nicht so richtig ran an das Thema. Wie so oft im Leben mit den eigenen Kindern, muss man nämlich vor allem in sich selbst hinein horchen, unter Umständen bei sich selbst tief bohren, fühlen und zulassen. Das kann nicht jeder von uns Großen gut.

mit Kindern Über den Tod sprechen

Bei unserer Frieda dreht sich seit einiger Zeit sehr viel um das Thema Sterben. Nicht erst seit dem Tod unserer Meerschweinchendame vor rund einer Woche. Erste Fragen kamen natürlich schon viel früher. Guido und ich finden es sehr wichtig und richtig, dass wir total normal über den Tod sprechen, denn dieser gehört ja zum Leben dazu. Wir warten nicht nur auf die Fragen unseres Mini-Menschen-Mädchens, sondern erzählen auch selbst immer wieder mal davon. Und vor allem aber auch über die Gefühle, die der Tod bei den Menschen so auslöst. Ganz normal, ganz nebenbei. Von meiner lieben Oma, wie krank sie und wie traurig ich nach ihrem Tod war. Wir kramen alte Fotos raus, schauen, sprechen, schweigen und fühlen in uns hinein. Frieda möchte wissen, wann wir wohl sterben und unsere betagte Hundedame von uns gehen wird, ob wir auch schon alt seien und erwähnt auch dass sie selbst aber niemals sterben will. Beim Thema Tod fühle ich mich persönlich nicht unsicher. Es bereitet mir keine Sorge und macht mir keine Angst. Frieda stellt natürlich unglaublich tolle, spannende Fragen, wie zu so vielen Themen unseres alltäglichen Lebens. Ich finde es wunderbar zu sehen, wie ihr kleines, kluges Köpfchen hört, versteht und dann seine eigenen (oft viel besseren) Ideen entwickelt.

Das glaube ich – was glaubst du?

Obgleich die Vorstellung unter der Erde den ökologischen Prozessen zu unterliegen natürlich auch nicht für alle Menschen angenehm ist, ist die Frage “Was passiert mit dem Körper unter der Erde dann?” noch relativ leicht zu beantworten. Dabei bleibt es aber nicht und das ist ja auch gut so. Wir Eltern wollen ja nicht nur Sachwissen teilen, sondern auch Gefühle, Gedanken und woran man selbst so glaubt. Glaube meint in diesem Fall nicht ausschließlich religiöse Vorstellungen und Werte, sondern einfach das, was man für möglich und wahrscheinlich hält und annimmt. Wichtig ist Guido und mir, unserer Frieda mit auf den Weg zugeben, dass unsere Idee vom Tod nicht die einzig wahre und einzig richtige ist. Es weiß eben keiner, was nach dem Tod kommt. Wir sagen ihr offen und ehrlich, dass wir auch nicht wissen, ob es eine Regenbogenbrücke gibt, der “Himmel” existiert und man sich dort irgendwann wieder sieht. Wir können ja nunmal niemanden, der bereits gestorben ist, fragen. Wir reden über das, was wir glauben. Da unterscheiden sich Guidos und meine Vorstellungen schon auch ein bißchen, aber auch das ist menschlich und gut so. Es geht also darum, was wir glauben und dass andere Menschen vielleicht etwas ganz anders glauben. Und es geht auch darum was unsere Frieda glaubt, denn sie macht sich eben auch schon ganz eigene Gedanken und hat tolle, fantasievolle Ideen. Wundervoll!

Gefühle zulassen und Trauer begleiten

Gerade ganz aktuell bei uns war eben der Tod unseres Meerschweinchens. Klar, der Tod eines Haustiers für uns Erwachsene oft nochmal etwas anderes. Aber auch nicht für alle Menschen und erst recht nicht für unsere Kinder. In unserem Fall war ich allerdings mit meinem sehr sensiblem Wesen vollkommen aufgelöst und richtig, richtig traurig. Ich weinte bitterlich und immer wieder bekam ich einen Kloß im Hals und Tränen in die Augen. Ich verbarg meine Gefühle nicht. Ich weinte und sprach mit unserem Mini-Menschen-Mädchen immer wieder darüber, denn sie fragte. Nach meinen Tränen, nach meiner Trauer und auch danach, wo unsere “Rübe” jetzt wohl sei. Und wieder sprachen wir über die Regenbogenbrücke, den Himmel und unsere Idee von den möglichen Geschehnissen nach dem Tod. Und das zauberte mir dann auch immer wieder ein kleines Lächeln auf die Lippen, denn es ist für mich so wunderbar mit welchen wunderschönen Vorstellungen unsere Frieda mich an diesem und den Tagen nach dem Tod unseres Meerschweinchens erheiterte. Frieda selbst war übrigens von dem Tod unseres Nagers nicht sehr betroffen. Für sie war es okay, denn “dort wo die Rübe jetzt ist, geht es ihr richtig gut. Und Opa Edgar kümmert sich sehr gut um sie und pflückt ihr jeden Tag frischen Löwenzahn!”

Wie geht ihr zu Hause mit dem Thema Tod um? Wollen eure Kids auch so viel darüber wissen?

5 Comments

  • für mich selber ein thema über das ich ungern rede. Nachdem die Urgroßeltern gestorben sind waren bei meiner Großen natürlich auch Fragen da um die sich dann aber der Papa gekümmert hat. Oma und Opa sind demnach mit einer Wolke in den Himmel gefahren

  • Hallo Frieda,

    unsere Tochter hatte mit 3 Jahren auch so eine Phase. Jeden Tag haben wir über den Tod gesprochen. Wobei es ihr vor allem um historische Personen ging. “Warum ist Martin Luther bereits tot? Wie lange ist er schon tot?” Sie ging sehr abstrakt an das Thema heran und trotzdem beschäftigte es sie sehr.
    Aktuell ist das Thema wieder in den Hintergrund getreten. Ich bin gespannt, wann es das nächste Mal aufkommt.

    Viele Grüße
    Mama Maus

  • Ein toller Beitrag und auch so unglaublich wichtig. Ich glaube ja immer noch dass mein Problem mit der Endlichkeit darauf beruht, weil bei uns mit dem Thema Tod nie selbstverständlich umgegangen wurde. Und dabei ist es so wichtig Kindern auch außerhalb der Trauerhalle oder dem Krankenbett eine Möglichkeit zu geben, über dieses Thema zu sprechen und sich damit auseinander zu setzen.

    “Wichtig ist Guido und mir, unserer Frieda mit auf den Weg zugeben, dass unsere Idee vom Tod nicht die einzig wahre und einzig richtige ist. Es weiß eben keiner, was nach dem Tod kommt. Wir sagen ihr offen und ehrlich, dass wir auch nicht wissen, ob es eine Regenbogenbrücke gibt, der „Himmel“ existiert und man sich dort irgendwann wieder sieht.”

    Genauso geht es mir auch. Wir sind beide nicht gläubig, aber wenn Lotte fragt, ob jemand in den Himmel kommt, dann sage ich: Ja, einige Menschen glauben das. Was glaubst du denn, was passiert? Und ich habe so manches Mal gestaunt, was bei Kindern in solchen Gesprächen so heraus kommt.

  • Wir reden immer wieder darüber, da Claire gern zu ihrem Opa in den Himmel möchte… Leider ist es Thema so blöd bei ihr angekommen, dass sie ständig sterben möchte…

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