immer sind die mütter schuld

mütter1ALLTAGSGESCHICHTE Wir leben im 21. Jahrhundert und trotzdem gibt es so Dinge, die scheinen sich einfach nie zu ändern. Die Sache mit der Verantwortung der Mutter für die Entwicklung ihres Kindes zum Beispiel ist sowas. Der Zusammenhang der Eltern-Kind-Beziehung und den grundsätzlichen Verhaltensweisen des Kindes erscheint mir ja zumindestens zum Teil noch nachvollziehbar. Klar hat es immer auch Auswirkungen auf unsere Kinder, wie wir uns verhalten, was wir so vorleben, wie wir miteinander Leben, wie achtsam wir miteinander umgehen und wie intensiv wir in Beziehung treten. Auch der Stress der Mütter kann sich durchaus auf die Kinder übertragen und manchmal sind sie ja auch wirklich unser Spiegel. Irgendwo hört es aber dann doch auch auf. Spätestens bei dem Charakter des Kindes, oder?

die Schwangerschaft als barometer

mütter3Fangen wir aber mal von vorne an. Schon die Schwangerschaft einer Frau ist ja der Indikator für alles. Während der 40 Wochen wird spekuliert, gemutmaßt und prognostiziert. Junge oder Mädchen bei spitzem oder sehr rundlichem Bauch, die Ernährung in der Schwangerschaft, die das zukünftige Essverhalten des Kindes bestimmt oder die gestresste oder relaxte Mama mit ihren ebenfalls gestressten oder entspannten Babys. Dicke Mütter, sehr dünne Mütter, alte Mütter, junge Mütter. All das und noch vieles mehr sind für Außenstehende Gründe für spätere Verhaltensmuster des Kindes, die je nach Lust und Laune eben so oder so ausgelegt werden. Ich kann euch gar nicht genau sagen welche Prognosen bei uns immer wieder vorkamen, aber es waren so einige. Und all diese Mutmaßungen über Mütter und ihre Kinder haben – jedenfalls bei uns – alle so gut wie gar nicht gestimmt. Wahrscheinlich ist es immer eine Frage der Perspektive.

die schuldige mutter des kleinkindes

mütter2Je nach Blickwinkel sind auch die (ganz normalen) Phasen eines jeden Kleinkindes auf die unterschiedlichen Lebenskonzepte der Mütter zurückzuführen. Mütter scheinen wirklich an allem Schuld zu sein und ganz oft gibt es auch noch genau gegensätzliche Begründungen für etwaiges Verhalten. Läuft die Eingewöhnung in der Kita zum Beispiel sehr leicht, wird das Kind keine intensive Bindung haben. Dauert die Eingewöhnung des Kindes hingegen länger als das Berliner Modell vorsieht, klammert die Mutter höchstwahrscheinlich zu sehr. Fremdelt das Kind, wurde es zu früh (fremd-)betreut oder es ist eben zu wenig andere Kontakte gewöhnt, weil die Mutter drei Jahre mit dem Kind zu Hause bleibt. Bei einem sehr willensstarken Kind in der Autonomiephase erzieht die Mutter dann nicht streng genug oder vielleicht ist sie sogar viel zu streng. Ach, und mir wurde mal nachgesagt, dass ich Frieda zu viel fördere und sie deshalb kein Kind mehr sein dürfe. Kaär, ihr Wissensdurst ist natürlich auch anerzogen… So kann die Liste wahrscheinlich unendlich ergänzt werden. Eines ist jedenfalls sicher: Wie man es dreht und wendet, die Schuldige ist schnell gefunden.

die Mutter hat den Charakter verbockt

mütter4Und dann ist da ja noch das besonders forsche oder eben sehr sensible Kind. Die Charaktereigenschaften hat jetzt ebenfalls die Mutter verbockt. Wer auch sonst? Kinder sind ja auch keine eigenständigen Wesen mit einer ganz eigenen Persönlichkeit, mit eigenen Gedanken und Ideen, Wesensarten und Temperamenten, sondern werden einzig und allein durch die Mütter geformt. Klar! Meiner Schwester wurde vor rund 20 Jahren übrigens mal gesagt, dass ihre Tochter ja lachend in den Tod springen würde. Meine Nichte war seinerzeit ein sehr mutiges Kind, das blind vertraute, wenn sie aus großer Höhe vom Klettergerüst in die Arme ihrer Mama sprang. Mir hingegen wurde erst neulich noch durch die Blume sehr bedauernd mitgeteilt, dass unsere Frieda ja extrem schüchtern und deshalb davon auszugehen sei, dass es an meinem mütterlichen Verhalten liege. Jackpot Leute! Ihr habt ein bißchen recht.  Am Verhalten liegt’s zwar nicht, denn durch meine intensive Begleitung wird Frieda eher sicherer und mutiger, aber wahrscheinlich bin ich tatsächlich ebenfalls ein sehr sensibler, empathischer und vielfühlender Mensch und habe diese wundervolle Eigenschaft, die natürlich so manche Alltagssituation etwas besonders und anders macht, an unsere sehr empfindsame Tochter weitergeben. Ich bekenne mich in diesem Fall schuldig – gerne sogar.

Was wurde euch prognostiziert? Welche Kommentare habt ihr bisher gehört? Woran seid ihr in den Augen anderer Schuld?

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