alltag mit hochsensiblem kind #9

HOCHSENSIBILITÄT Die ganze Meute wildgewordener Piraten tobt durch das Wohnzimmer, jagt eine Runde um den Couchtisch und schon geht’s auch wieder ins Kinderzimmer. Das allerdings sieht aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Mama mittendrin, denn sie betreibt Schadensbegrenzung, trennt gerade Lego von Barbie und sortiert hastig die Utensilien der Kinderküche wieder ein. So saß ich vor ein paar Monaten auch in Friedas Zimmer. Warum sollte es dieser Mama auch anders gehen als uns, wenn mal wieder ein Kindergeburtstag ansteht? Doch plötzlich gibt es einen kleinen Streit, ein Kind weint. Schnell berappeln sich die Kids aber wieder und spielen weiter als wäre nichts gewesen. Nur ein Kind hält sich weitestgehend aus allem raus, spielt eine kurze Zeit alleine mit dem Barbie-Haus, verzieht sich dann in eine Ecke und blättert gefühlt alle Bücher des Bücherregals durch, läuft lieber nochmal ins Wohnzimmer zu Mama, die zum Glück nämlich auch bleiben durfte und nun mit ins Kinderzimmer muss. Aus meiner lockeren Reihe über den Alltag mit unserer hochsensiblen Tochter gibt es heute die Episode mit dem Kindergeburtstag.

hochsensibel auf der kinderparty

Es war natürlich nicht Friedas erste Einladung zu einem Kindergeburtstag, aber für solche Gelegenheiten eine Routine zu entwickeln erscheint mir auch fast unmöglich. Zu unterschiedlich sind die Abläufe diverser Kindergeburtstage, zu fremd die Wohnungen der anderen Kinder, zu unbekannt die ganzen anderen Mamas und zu verschieden die Kindergruppen, die ohnehin stets einer ständigen Dynamik unterliegen. Also fiel es unserer Frieda auch gestern schwer, sich in das Spiel der anderen Kinder einzubringen und klebte manchmal so an mir, dass ich zwischendurch auch schon etwas genervt war. Sie wollte weder das Piratentuch und die Augenklappe tragen, noch an der Piratenprüfung oder (ohne mich) an der Outdoor-Schatzsuche teilnehmen. Sie spielte nicht mit Fangen oder Verstecken und flitze auch nicht ausgelassen mit den anderen Kids ums Haus. Zum Glück waren die anwesenden Mamis total tiefenentspannt und fanden das Verhalten unserer Frieda nicht vollkommen komisch. Nicht, dass mich das unbedingt stressen würde, aber wenn dann noch blöde Blicke oder überflüssige Kommentare à la “Na? Dir gefällt es aber nicht, oder?” dazukommen, fühlt man sich ja doch schon per se unwohler. Erfreulicherweise saß unsere Frieda zum Kuchen- und Pizzaessen dann fröhlich am Esstisch und lachte sich schlapp, wenn andere Kids Quatsch machten. Und sie sprach mit der Mama des Geburtstagskindes. 🙂

“mama, es war total cool!”

Man hätte vorgestern also den Eindruck haben können, dass unsere Frieda nicht so großen Spaß auf der Piratenparty hatte. “Mama, es war total cool!“, sagte Frieda dann aber im Auto. Und es wurde mir wieder klar, dass die Party für unser hochsensibles Kind nicht so ist, wie es auf Außenstehende (und mich als Mama) vielleicht wirkt. Wenn mehrere Kinder auf einen Haufen sind, ist es meistens chaotisch, laut und wild. Hochsensiblen Kinder sind das oft zu viele Reize und unsere Frieda zieht sich bei sowas gerne aus dem Geschehen raus. Sie kann mittlerweile sehr gut für sich sorgen, nimmt sich die Auszeiten, die sie braucht und ist trotzdem irgendwie dabei und hat Spaß. Für uns vielleicht nicht auf den ersten Blick zu sehen oder nachzuvollziehen, aber Frieda partizipiert ohne direkt mitzumachen. Sie erlebt alles ganz genau mit, nimmt Anteil, fängt witzige und traurige Momente auf und berichtet dann abends, was alles auf der Party unternommen und passiert ist. Sie ist da. Vielleicht etwas anders als viele andere Kinder, aber für sie war das die tollste und coolste Piratenparty ever!

[Jeder Mensch ist anders, so auch jedes hochsensible Kind. Es gibt wahnsinnig viele Facetten von Hochsensibilität und diese Anekdote aus unserem Alltag macht allein natürlich nicht Friedas hochsensibles Wesen aus.]

In unserer Rubrik ★ Hochsensibilität ★ sind bereits ganz viele Artikel über Friedas hochsensiblen Alltag erschienen. Lest gerne mal rein und hinterlasst uns einen Kommentar!