Wie wichtig ist das Karnevalskostüm?
Die fünfte Jahreszeit steht an – und sie hat in Deutschland viele Namen. Karneval, Fastnacht, Fasching, Fastelovend … einige kennen sie nur als nervige Zeit der Pappnasen. Im Saarland feiert man Faasend, in Ostfriesland feiert man gar nicht. In Berlin und Braunschweig gibt es einen Rosenmontagszug. Und in Karnevalshochburgen wie Köln stehen nicht nur in den fast 500 Karnevalsvereinen ab dem 11.11. jedes Jahr die Zeichen auf „Jeck“. Hätte man doch den Kölner Karneval 2020 noch einmal so richtig genossen! Aber damals konnte noch keiner ahnen, dass ein kleines Virus uns allen die nächste Monate derart verleiden könnte. Wo eingefleischte Karnevalisten mit Sicherheit Trauer tragen, dürften die Kleinsten einfach nur enttäuscht sein. Was geht in diesem Jahr mit dem Verkleiden, dem Bützen und der Kamelle? Nix? Das wär zu schade!
Was bedeutet Karneval für Kinder?
Das Fest hat eine lange Tradition in Deutschland. Die Fastnacht feierte man schon im 13. Jahrhundert, um den Winter und böse Geister zu vertreiben. Die Feier markiert außerdem den Beginn der 40-tägigen Fastenzeit. Über die vielen Traditionen und Ursprünge wissen Kinder oft nicht mehr wirklich Bescheid. Aus ihren Augen ist das Fest einfach nur lustig, laut, man darf sich verkleiden und ein bisschen verrücktspielen. Kinder sind an Karneval sehr oft ganz professionell beteiligt: Als Funkenmariechen, in der Garde oder in gemischten Gruppen nehmen sie an den traditionellen Prunksitzungen und Umzügen am Rosenmontag teil. Andere Kinder stehen dann am Straßenrand, freuen sich über die bunten Karnevalskostüme, liebevoll geschmückte Wägen und natürlich die Süßigkeiten, die sie aufsammeln dürfen. Alle wissen sie Bescheid, über dieses besondere Fest im Jahr. Da werden schon im Herbst Wünsche für das Kinderkostüm geäußert und Pläne geschmiedet. Ausgefallen darf es sein. Vielleicht von Mama genäht – oder sogar selbst gebastelt. Karneval, das ist offensichtlich, gefällt den meisten Kindern sehr.
Vom alljährlichen Rollenspiel und seiner Bedeutung
Selbst wenn wir Erwachsenen an einem bestimmten Punkt aus dem närrischen Geschehen ausgestiegen sind, sollten wir den durchaus positiven Seiten Beachtung schenken. Für unsere Kinder bedeutet das Verkleiden nämlich eine ganze Menge – auch abseits des Brauchtums. Eine Rolle einzunehmen, die man nach einer Zeit wieder ablegen kann, ist unheimlich förderlich für die Fantasie. Schüchterne Wesen tauen im Superhelden-Kostüm plötzlich auf. Kleine Hexen dürfen einmal Schabernack treiben, ohne dass sie Ärger bekommen. Eine Verkleidung ist die große Erlaubnis, verrückt sein zu dürfen und Spaß zu haben. Oder auch Dinge auszuprobieren, die im normalen Alltag keinen Platz erhalten. Wenn sich Tom an Karneval Perücke und Kleid anzieht und die Fingernägel lackiert haben möchte, wird ihn kaum einer schräg anschauen. Das bunte Karnevalstreiben ist auch Plattform für die Verarbeitung von Gefühlen oder das Ausprobieren. Kinder nehmen in dieser Zeit eine Rolle ein – meist ganz bewusst und penibel. Da muss am Kostüm das kleinste Detail stimmen, damit sie ihre Rolle authentisch spielen können. Am Ende bleiben vermutlich ein schmutziges Kostüm, volle Taschen und eine Portion mehr Selbstbewusstsein übrig.
Muss Karneval dieses Jahr ausfallen?
Es sind nur noch wenige Wochen bis zu den Karnevalstagen. Doch schon letzten September war klar: Das wird nichts mit dem Karneval 2021. Zumindest nicht so, wie wir ihn kennen. Die Entwicklungen der Corona-Problematik begleiten uns leider noch weiter. Vorausschauend wurden deshalb die großen Karnevalsveranstaltungen schon frühzeitig abgesagt. Doch eingefleischte Karnevalisten werden natürlich erfinderisch. Die Kölner Prinzenproklamation soll in diesem Jahr ein Denkmal bekommen – und als Roadmovie im Fernsehen laufen. Auch das Kinderdreigestirn ist mit an Bord. Nun mag die Pripro für kindliche Zuschauer weniger interessant sein. Ihnen bleibt die Aussicht, auf eine Karnevalsparty und die Kamellen am Rosenmontag verzichten zu müssen. Deshalb sollte Karneval 2021 eher in den Familien stattfinden. Hier kann nun wirklich jeder für ein bisschen gute Stimmung sorgen. Und auch das Bützen ist kein Problem, sofern die Coronazahlen dies erlauben.
Wie kleine Karnevalisten 2021 feiern
Wenn alles glatt läuft, bringt das Hänneschen-Theater den Rosenmontags-Zoch immerhin ins heimische Wohnzimmer – per Fernseh-Übertragung. Geplant ist ein Umzug in Puppenspielgröße, der die Wagen beinhaltet, die für 2021 tatsächlich vorgesehen waren. Unabhängig von einem TV- oder onlinebasierten Programm, das manche Künstler anbieten (Strichwort „Jeckstream“), können Familien zu Hause eine kleine Karnevalsparty ausrichten. Das gemeinsame Verkleiden, Tanzen und Alaaf-Rufen kann den Kindern einige schöne Stunden bescheren. Inmitten von Konfetti-Regen, Karnevalsliedern und traditionellen Krapfen aus Mamas Küche mögen sie für einen Moment vergessen, dass das Leben noch immer nicht in die gewohnten Bahnen zurückgekehrt ist. Eine feste Größe in der Karnevalszeit sind auch sehr viele Kitas und Grundschulen. Hier dürfen Kinder um Karneval herum verkleidet kommen, Konfetti und Luftschlangen werfen und gemeinsam feiern. Nicht selten nehmen sie mit einigen Kita- und Grundschulgruppen als Fußtruppe im eigenen Rosenmontagszug im Veedel teil. Lange vorher wird dafür gebastelt, genäht, bunt bemalt und ein Motto für die Session kreiert. Solange der aktuelle Lockdown anhält, fallen auch diese Möglichkeiten weg. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt! Deshalb bleibt abzuwarten, ob die Kleinsten im Februar nicht doch wieder in ihre gewohnten Gruppen zurückkehren dürfen – um hier wenigstens ein bisschen Kinderkarneval zu erleben. An dieser Hoffnung hält auch das Team vom Kindertheater Zauberflöckchen aus Köln fest – spielen sie doch zu dieser Zeit normalerweise in Kitas täglich Stücke aus ihrem kleinen, aber feinen Programm. Sollten Kitas und Schulen im Februar wieder öffnen dürfen, wäre das gerade rechtzeitig, um Prinz Karneval – Alaaf zu empfangen. Wir kennen das Kindertheater Zauberflöckchen, seit wir vor einigen Jahren ihr Stück „Warten auf das Christkind“ gesehen haben. Das war ein zuckersüßes Erlebnis!
In jedem Monat kann Karneval sein
So wenig Platz in diesem Jahr für die fünfte Jahreszeit auch scheint: Vielleicht habt ihr eure ganz eigene Idee, wie man die Tradition aufrecht erhalten kann. In so mancher Familie werden Kostüme aus den vergangenen Jahren einfach auf dem Dachboden aufbewahrt und einmal im Jahr hervorgeholt. Dann toben Geschwister und Freunde einen Nachmittag lang als Piraten, Dinos oder Superhelden durchs Haus. Und der kindliche Wunsch nach Rollenspielen kann auf ganz wunderbare und wenig aufwändige Weise erfüllt werden. Es ist einen Versuch wert. Kölle Alaaf!
Danke an unsere Gastautorin Anja Deilmann aus dem kindertheater-zauberfloeckchen.de Als Unternehmensberaterin und Business Coach kümmert sich Anja Deilmann eigentlich um die Zukunft von Unternehmen und Privatpersonen. Wer sich beruflich neu orientieren möchte, findet in ihr eine persönliche Change Managerin. In ihrem Coaching-Blog gibt Anja Tipps zur Stressbewältigung, Resilienz und Chancen der beruflichen Veränderung. 2013 entstand aus der Mitarbeit bei einer Firmen-Fusion die Idee für das Kindertheater Zauberflöckchen. Seitdem steckt Anja und ihr 9-köpfiges Team sehr viel Herzblut in ihr Projekt, das sich dem glücklichen Lächeln der Kleinsten unter 6 Jahren verschrieben hat. Immer wieder, wenn es ihre Zeit erlaubt, ist sie bei Auftritten in Kitas und anderen Locations als ruhender Anker mit dabei. Sie ist Ansprechpartnerin für Buchungen und alle Fragen rund um das Kindertheater in Köln und Umgebung.