ich kann es nicht mehr hören…

Die Rede ist vom Gerede. Ich kann es einfach manchmal nicht mehr und will es dann auch nicht mehr hören. Ich will Ruhe. Einfach Ruhe. Ich mag keine Nähmaschine, keinen Fernseher, keine Musik, kein Radio, keinen Smalltalk auf der Straße beim Einkaufen und auch bitte keine Anrufe. Heute nicht! Ganz schlimm ist an solchen Tagen für mich das Gefühl, dass ich mich ausgerechnet jetzt bei Jemanden melden müsste, denn viel zu lange habe ich eigentlich nichts mehr von mir hören lassen. Es dröhnt aber in meinen Ohren und ich sehne mich einfach nur danach abzuschalten. Abschalten. Am besten so, wie Peter Lustig es bei Löwenzahn immer gemacht hat. An diesen Tagen bin ich dann sicherlich auch keine nette Freundin, die sich total gerne deine Sorgen oder unglaublichen Erlebnisse des Tages anhört, über den lieben Nachwuchs plaudert oder neuste Plätzchenrezepte abgleicht. Meistens sage ich es dann aber lieber nicht, sondern ertrage es. Vielleicht nicht der richtige Weg und auf keinen Fall achtsam mit mir selbst, aber ich will den Gegenüber eben auch nicht verletzten.

Seitdem ich wieder arbeite ist mein Bedürfnis nach Ruhe und Abschalten noch deutlich angestiegen. Als Lehrerin habe ich auch wirklich den ganzen Vormittag eine enorme Geräuschkulisse um mich herum. Jetzt an der Grundschule im Gemeinsamen Lernen noch etwas mehr als vor meiner Elternzeit an einer Förderschule. Ich nenne es sogar liebevoll “Bioterror”. Versteht mich nicht falsch. Ich liebe meinen Job total, bin glücklich damit und würde mich als eine sehr motivierte, strukturierte, organisierte, immer gut vorbereitete und reflektierte Lehrerin bezeichnen, die mit Verstand, aber auch mit ganz viel Herz, Toleranz, Achtsamkeit und Gefühl auch wirklich ihre Arbeit macht. Und für mich ist es nicht einfach nur ruhe1eine Arbeit. Dennoch machen viele Kinder eben einfach enorm viel Lärm. Lärm ist nicht wertend (negativ) gemeint. Ich könnte auch einfach sagen: Viele Kinder auf einen Haufen sind eben einfach laut. Ich bin da natürlich nicht allein auf weiter Flur. Mir geht es nicht alleine so. Keine Frage!

Nach der Schule hole ich direkt unser Mini-Menschen-Mädchen aus der KiTa ab. Das ist übrigens der Nachteil, wenn die Kita neben der Arbeitsstelle liegt. Man hat nicht mal 5 Minuten für sich, nicht mal 5 Minuten aus der Rolle “Lehrerin” in die Rolle “Mama” zu schlüpfen. Es passiert dann natürlich einfach. Frieda ist dann super drauf, gerade wachgeworden und total ausgeschlafen. Voller Power und eben auch lautstark geht’s dann nach Hause und eben weiter im Takt. Bis abends. Mädels, das ist kein Jammern. Ich weiß. “Ein Kind ist kein Kind”. Bullshit, finde ich. So ein Quatsch. Dieses eine Kind hält mich nämlich den ganzen lieben langen (restlichen) Tag auf Trab und mein mir gerade frisch gekochter Kaffee wird immer wieder kalt, immer wieder. Ich bin das erste Mal Mama und dieses eine Kind zeigt mir, wie wunderschön, aber auch wie anstrengend Mama sein eben ist. Und es macht dabei immer Geräusche. Es plappert, ruft, schreit, hämmert, klopft, schlägt, kreischt, weint, hustet, niest, liest laut vor, macht Musik an, macht selbst Musik, wirft Bauklötze und und und. Es ist um mich herum niemals auch nur einen Augenblick so richtig leise. Nur, wenn es schläft. Das tut es aber mit 15 Monaten auch immer noch nicht zuverlässig ruhig und selig. Muss es auch nicht, soll es auch nicht. Aber manchmal weint es eben sogar im Schlaf.

Ihr Mamas, ihr kennt das alle. Ich wollte es eben einfach nur mal sagen, aufschreiben. Ich will dann ganz oft abends einfach nichts mehr. Nicht fernsehen, nicht telefonieren, nicht ins Kino, nicht reden, nicht Musik hören, keine Freunde treffen, gar nichts. Lasst mich in Ruhe. Stört mich nicht. Macht, was ihr wollt, aber macht es leise. So, dass ich es nicht höre. Ich kann es nämlich manchmal einfach nicht mehr hören. Egal, was. Ich will R-U-H-E! Ich gehe dann ins Bett, surfe noch etwas mit meinem Handy, beantworte Nachrichten von lieben Menschen, denen ich leider immer noch nicht geantwortet habe. Dabei ist es aber leise. Nur ein klitzekleiner, süßer Mini-Mensch atmet ganz ruhig neben mir. Das ist für mich Abschalten.

2 Comments

  • Das kenn ich soo gut! Und trotzdem beeil ich mich noch auf dem Weg nach Hause und wenn ich da bin brummt schon wieder der Kopf. Was spricht eigentlich dagegen nach der Arbeit noch 10 Minuten spazieren zu gehen oder stumm auf einer Bank zu sitzen? Man vermisst die Zerge halt auch zu sehr.

    Fühl Dich gedrückt und klappt die Ohren runter so gut es geht.

  • Hey Sabrina!
    Du hast sooo recht. Ich sollte mich vielleicht einfach mal kurz auf eine Bank setzen. Ich probiere es mal, wobei sich alleine der Gedanke nun schon komisch anfühlt.

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