lifestyle vs. reallife

wohnung4Es breitet sich auf den Mamablogs aus wie ein kleines Lauffeuer. Der Blog 2KindChaos hat zu einer spannenden Blogparade aufgerufen und ich möchte nun doch ein bißchen mitmachen, obwohl ich mich irgendwie weder wie Fisch noch wie Fleisch fühle und an den entsprechenden Stellen eigentlich schon meinen Senf dazugegeben habe. Es geht um lifestyle vs. reallife. Ihr kapiert nur Bahnhof? Dann lasst mich ganz kurz erklären…

Auf der einen Seite gibt es die Mamabloggerinnen, die auf ihren Socialmediakanälen ausschließlich ihre tollen Designbilder einstellen. Die Bilder sind ganz zauberhaft und wundervoll. Auf ihnen ist alles drapiert, monochrom, sauber, aufgeräumt, völlig durchgestylted und man sieht eben immer nur Auszüge und niemals einen Rundblick oder das ganze Zimmer. Auf diesen Fotos stehen immer alle Accessoires schön sortiert, sowieso mit Dingen, die der neuste Schrei sind. Bilder, Poster, Puppen, Tapeten, Betten… einfach alles eben. Dann gibt es eben jetzt auch die Eltern unter den Bloggern, die gerne ihr echtes Leben zeigen. Die ungeschminkte Wahrheit – im wortwörtlichen Sinne. Sie wünschen sich auch auf anderen Blogs Haushalte zu sehen, in denen auch mal etwas schief läuft, Chaos herrscht, Brei gekleckert und Brot in der Sofaritze vergraben ist. Auf der Suche nach Gleichgesinnten, die mit den gleichen Problemen des Alltags im Spagat zwischen Haushalt, Familie und Job zu kämpfen haben und nicht nur das schicke, schöne, stylische Leben ablichten und präsentieren.

Wir sind mit unserer Bude und unserem Leben so ziemlich mittendrin, würde ich mal sagen. Wir sind weder total durchgestylt noch mega chaotisch. Wir sind allerdings sehr ordentlich und räumen umgehend auf, wenn wir Dinge nicht mehr benötigen und eine Sache beendet ist. Wir wohnung3hassen Chaos und Unordnung. Wenn wir gekocht haben, wird die Spülmaschine meistens noch während des Kochens gefüllt und ggf. angestellt. Die Arbeitsplatten werden auch immer direkt kurz abgewischt. Ebenso der Esstisch, wenn wir gegessen und das Geschirr abgeräumt haben. Wäscheberge türmen sich nicht,  denn wir waschen oft. Abgenommene und sofort gefaltete Wäsche wandert ziemlich zügig in die Schränke. Friedas Spielzeug sammeln wir wieder ein, sobald sie sich anderen Dingen widmet. Generell gibt’s in Wohnzimmer & Co eh fast ausschließlich Bücher von Frieda, alles andere begibt sich nach seiner Benutzung in ihr Räumchen zurück – im Grunde sofort oder zumindestens beim einem unserer nächsten Gänge in diese Richtung. Wir haben bewusst wenig Deko und Zeugs, das blöd rumsteht. Auf unserem Esstisch versuche ich immer etwas Jahreszeiten-Flair zu verbreiten, außerdem haben wir meistens ein paar frische Blümchen dort stehen. Friedas Zimmer ist noch kein Chaoszimmer. Dort räumen wir auch immer sofort wieder auf, wenn sie etwas ausgeräumt und durch die Gegend gepfeffert hat. Noch baut sie ja auch keine Lego- oder Playmolandschaften auf, die nicht zu zerstören sind. Sie liebt es allerdings ihre ganzen Windeln zu “sortieren”, ihre Klamotten aus der Schublade zu ziehen und damit Verkleiden zu spielen. Frieda holt gerne alle Pixi-Bücher einzeln aus ihrem Spender, blättert sie durch und legt sie auf einen Haufen. Aufräumen klappt bei ihr noch mäßig, wobei wir sie natürlich einzubeziehen versuchen. In ihrem Alter aber natürlich normal. In der Küche steht schon mal hier und da etwas rum. Auf dem Abtropfgitter türmen sich manchmal die gespülten Teeflaschen. Das nervt mich tierisch, jedoch weiß ich nicht wohin sonst und zum Trocknen per Spültuch und Hand ist mir die Lebenszeit zu kostbar. Also stehen sie da.

So richtig blitzeblank ist es allerdings nie bei uns, obwohl Guido und ich es frischgeputzt und sauber lieben. Mit Hund und KiTa-Kind mischen sich jedoch unter den normalen Staub auch wohnung1noch Hundehaare, Sand und Krümel. Grobe Essensreste sammelt der liebenswerte Köter zum Glück auf. Wir saugen täglich, manchmal sogar zweimal. Gewischt wird bei uns (leider) nur am Wochenende und auch nicht an jedem. Einer von uns macht sich dann meistens für eine gewisse Zeit mit dem Nachwuchs aus dem Staub und der jeweils andere schwingt den Feudel. Leider sieht es zwei Stunden später schon wieder aus, als hätte man nie gewienert. Fenster ist ausschließlich Guidos Job, wären langsam mal wieder reif. Als liebende Frau sage ich aber nichts… 😉 Wir scheuen uns jedenfalls nicht auch echte Bilder aus unserem Alltag zu zeigen und beschränken uns nicht auf gestellte und inszenierte Fotos. Wir schreiben auch nicht nur, was unser Mini-Menschen-Mädchen schon wieder Tolles und Neues kann, sondern erzählen auch immer mal wieder von Dingen, die nicht ganz so reibungslos und stressfrei laufen. Egal, ob Baden, Zähneputzen, kaum händelbare Emotionen oder Eingewöhnung. Bei uns gibt es auch das echte Leben.

Eines möchte ich aber zu dem Thema gerne noch unbedingt loswerden. Auch, wenn es von Frida von 2KindChaos mit ihrer Blogparade ganz sicher niemals so gewollt war, geht es in etwaigen Kommentaren der Leser nun leider indirekt mal wieder darum, wer denn nun die bessere Mama sei. Sind es wohnung2die Mamas, die weniger aufräumen, aber dafür mehr spielen? Sind sie die Mamas, die deshalb ihre Kinder auch Kinder sein lassen? Sind die Aufräum-Mamas per se die Schlechteren, weil dort die Kinder Ordnung halten sollen oder müssen? Dürfen dort Kinder niemals etwas dreckig machen oder Spielzeuge liegen lassen? Geht es den Chaos-Kindern immer besser als denen der Ordnungsfreaks? Der wirklich bezaubernde Versuch mehr “reallife” anstatt “lifestyle” in die Elternblogs zu bringen, ist für manche Leser scheinbar irgendwie zu einer Challenge, einem Battle geworden. Zumindestens spüre ich es anhand verschiedener Kommentare nun doch in der Luft knistern. Ich möchte deshalb abschließend sagen: Leute, lasst doch alle anderen einfach wie sie sind. Jeder lebt doch so, wie er mag. Der eine putzt, der andere nicht. Der eine hat Ordnung, der andere nicht. Der eine kocht täglich frisch, der andere nicht. Der eine…., der andere… Zu behaupten, dass es Mini-Menschen-Kindern mit aufräumenden Eltern schlechter gehen würde, eben weil diese Eltern gerne Ordnung haben und halten, ist doch so Banane, dass es bescheuerter nicht mehr geht. Sorry, aber hört doch endlich auf über einander zu urteilen. Letztendlich sind wir doch alle liebende Eltern und wollen nichts anderes als das Beste für unsere Kinder. Der eine so, der andere so.

Wir für unseren Teil lieben jedenfalls Sauberkeit und Ordnung ganz ohne künstlichen Lifestyle und wir kuscheln, lachen, singen, spielen, toben, spazieren und reden mindestens genau so viel mit unserem Kind wie Eltern, die etwas chaotischer leben und eben nicht immer sofort alles auf- und wegräumen. Wir kochen, waschen, putzen und leben unser recht ordnungsliebendes Leben mit unserer Frieda gemeinsam, denn bei uns ist sie auch mittendrin statt nur dabei.

1 Comment

  • Ich muss zugeben, ich muss hier auch manchmal vorm Bilder machen Sachen mit dem Fuß wegschieben oder die Hundedecke noch gerade rücken. Ich denke aber, dass weiß der Leser.
    Ich bin gerne perfekt unperfekt und manchmal auch auf dem Bild 😀

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert