dein kind, dein spiegel

An manchen Tagen hetzen wir nur so durch unseren Alltag, denn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verlangt uns ohnehin schon so einiges ab. Oft bleibt uns wenig Zeit innezuhalten. Dabei gibt es tagtäglich so viele kleine und wundervolle Augenblicke im Leben mit unseren Mini-Menschen, die uns zum Nachdenken und zum Schmunzeln bringen können. Wir müssen sie nur erkennen und einen klitzekleinen Moment Zeit für sie nehmen.

Unsere kleine Frieda hat jetzt mit 2 Jahren das Sprechen so richtig für sich entdeckt. Sie plappert den ganzen Tag. Eigentlich ohne Unterlass. Sie erfindet Geschichten,  spielt selbstausgedachte Rollenspiele, kommentiert Situationen auf der Straße, die ich schon gar nicht mehr wahrnehme und tritt natürlich in Interaktion mit uns. Neulich, als wir zu Fuß auf unserem täglichen Nachhauseweg waren, blieb unser Mini-Menschen-Mädchen beim Überqueren einer kleinen, kaum befahrenen Straße mitten auf der Fahrbahn stehen und biss genüsslich in ihr Brötchen. In meiner Lehrermanier sagte ich zu ihr “Straßen bitte immer zügig überqueren.” Wenn das nicht schon Grund genug gewesen wäre über mich zu schmunzeln, antwortete unsere Frieda mit: “Ja, ja, Mama.” und watschelte langsam weiter. Ich musste richtig lachen. Dass unsere Kinder nicht immer genau das machen, was wir sagen, sondern eher das, was wir selbst auch tun, ist spätestens seit Jesper Juul hinlänglich bekannt. Wir werden immer von unseren kleinen Lieblingsmenschen beobachtet und in ganz vielen Fällen eben auch imitiert – ob wir wollen oder nicht. Unsere Frieda spiegelt durch ihr Verhalten und seit neuestem eben auch durch ihr Sprechen meinen Freund Guido und mich in so vielen Momenten wider und ahmt uns nach, dass wir oft nicht nur über uns alle schmunzeln, sondern sogar laut lachen müssen. Es gibt natürlich sehr viele schöne, ausgewählte Worte, die wir in unserer Alltagssprache ganz bewusst gebrauchen. Witzig sind aber all’ die Redewendungen, die wir Erwachsenen total automatisiert benutzen, ohne darüber genau nachzudenken. Und wie sollte es auch anders sein, kopiert unser Töchterlein unser “unordentliches” Sprechen und wendet Ausdrücke wie “Oh, Tschuldigung”, “Yo, yo” und “Wow, ich bin ganz baff” in entsprechenden Situationen an. Oder, wenn unsere alte Hundedame mal wieder nicht auf unser Rufen reagiert, kommentiert unsere Frieda das mit “Tja, hört mal wieder nix.” Wir scheinen unserem Mini-Menschen-Kind jedenfalls ein wirklich sehr anregungsreiches, variations- und kontrastreiches Sprachangebot in natürlichen Situationen zu bieten, denn was da manchmal aus ihrem Mund so herauspoltert ist, in Kombination mit der passenden Gestik und Mimik, dann eine wahre Wonne für uns Eltern. Das, was sie sagt und macht, ist oft so wahnsinnig witzig und wenn wir dann tatsächlich einen Sekundenbruchteil innehalten und diesen kurzen Moment bewusst wahrnehmen, dann fällt uns so manche Angewohnheit, Macke oder typische Redewendung bei unseren Kindern auf, die sie von uns haben. Nicht geerbt oder so, nein. Übernommen. Aus unserem Alltag, unserem gemeinsamen Miteinander, unserem Leben. Und wir lachen gemeinsam, denn fröhliches Lachen ist nun wirklich eine der schönsten Künste von allen, die man üben kann und wir alle sind glücklich, weil wir lachen – zusammen.

Natürlich hat der Spiegel, den unsere Mini-Menschen-Kinder für uns sind und der wir für sie sind, auch noch unzählige Facetten mehr. Davon erzähle ich dann vielleicht das nächste Mal. Nun bin ich aber erstmal gespannt. Welche eurer lustigen Macken, Angewohnheiten oder Redewendungen sind euch durch euer Kind erst wieder so richtig bewusst geworden?

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