ANZEIGE Sagt dir eigentlich Unerzogen was? Seit Friedas Geburt vor rund 5 Jahren setze ich mich ja sehr intensiv mit einer bedürfnis- und bindungsorientierten Lebensweise auseinander und dieses Unerzogen begegnet mir dabei nun immer häufiger. Unerzogen bedeutet, dass man gänzlich auf Erziehung verzichtet. Das kann ich von uns jetzt noch nicht (ganz) behaupten, aber wahrscheinlich sind wir schon ziemlich weit dran an diesem Unerzogen. Zumindestens arbeiten wir an uns, setzen uns mit unserer Geschichte und uns auseinander und befinden uns auf einem guten Weg. Denn in den Momenten, in denen Erziehung wegfällt, hat echte Beziehung wirklich Platz. Das spüre ich im Alltag deutlich.
Unerzogen-Vorreiterin
Erziehung, also die Formung eines Kindes durch uns Erwachsene in eine von uns ausgewählte Richtung, hält sie für schädlich und gewalttätig. Sie, das ist Aida S. de Rodriguez, eine der Vorreiterinnen des Unerzogen-Weges und wenn wir mal genau dort hinspüren, hat sie absolut Recht. Erziehung verurteilt diese kleinen Menschen nämlich und lässt das Machtgefälle zwischen Groß und Klein deutlich werden. Aida lebt nicht nur zu Hause mit ihren drei Kindern unerzogen, sondern ist eine der beiden Gründerinnen der APEGO-Schule in Berlin, die komplett ohne Straf- und Belohnungssysteme auskommt und in der alle die Kinder betreffenden Entscheidungen auch gemeinsam mit den Kindern getroffen werden. Auf ihrer sehr bekannten und beliebten Internetseite Elternmorphose gibt es nicht nur wahnsinnig viel Input zum Thema Unerzogen, sondern auch Onlinekurse, in denen sie als Coach und Trainerin für interkulturelle Kompetenzen sowie als Beraterin für Veränderungsprozesse eine gefragte Expertin ist. Unerzogen wird fälschlicher Weise oft mit Laissez-faire gleichgesetzt. Es wird oft behauptet, dass Eltern, die sich gegen Erziehung und für eine Familienbeziehung auf Augenhöhe entscheiden, das Kind sich selbst überlassen und es ungehindert, grenzenlos machen lassen würden. Aber genau das ist es eben nicht. Es ist dem Kind Raum und Freiheit geben, es begleiten und als Eltern dennoch die alleinige Verantwortung für die Beziehung zu übernehmen.
Es geht auch ohne Strafen
Im Oktober 2019 ist Aida S. Rodriguez Buch erschienen. In “Es geht auch ohne Strafen” aus dem Koesel-Verlag erklärt Aida wunderbar leicht, wie Zusammenleben und -lernen mit Kindern ohne Bestrafungen und ohne erzieherischen Druck gelingt. Es beschreibt tragfähige Alternativen für Familie, Kita und Schule – für eine Begleitung auf Augenhöhe. Obgleich ich mich schon sehr intensiv mit “Beziehung statt Erziehung” beschäftige, bin absolut überwältigt von ihrem Buch, ihrem Schreibstil und von allem, was so hinter Unerzogen steckt. Es hat mich sehr inspiriert, hat mich viele Dinge nochmal aus einer anderen Perspektive hinterfragen lassen und mir viel theoretischen und vor allem auch praktischen Input gegeben. Im Buch werden typische Konflikte wie Medienkonsum (mein Thema 😳) in der Familie aufgezeigt, besprochen und Handlungsalternativen vorgestellt. Niemals belehrend mit dem erhobenen Zeigefinger (sonst wäre ihr Buch ja wider ihr Thema Unerzogen!), sondern stets in einer angenehmen Art und Weise. Das Kapitel „Womit du sofort beginnen kannst: 28 Alternativen zur Strafe” und die passenden Karten zum Ausschneiden sind ganz wundervoll für den Familienalltag geeignet. Unbedingt Lesen!
Obwohl unser bedürfnis- und beziehungsorientiertes Familienleben noch längst nicht komplett Unerzogen ist, befinden wir uns aber auf diesem Weg. Es ist unglaublich anstrengend und herausfordernd. Es konfrontiert mich tagtäglich mit meiner eigenen Geschichte, meinen Ängsten, vielen alten Mustern und vor allem auch den gesellschaftlichen Zwängen. Es erfordert so viel Selbstreflexion. Aber ich bleibe dran! Für Frieda, für mich.
[Unvergütete Werbung. Das Buch wurde uns zur Verfügung gestellt.]